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Stefanies Freundschaft zu Nora und deren kleiner Familie

Stefanie & Nora

Kubbeh

Kubbeh sind Teigtaschen, die im Nordirak aus einem Gemisch von Bulgur, Zwiebeln und Hackfleisch gemacht werden. Die Anteile variieren, aber oft ist der Getreideanteil höher. Gewürzt ist der Teig mit Pfeffer, Piment, Muskat und Kreuzkümmel und etwas Chilipaste. Zuweilen werden diese Kugeln oder Tropfen mit einer Füllung aus Fleisch und Zwiebeln versehen. Sie werden entweder frittiert oder, wie in Noras Heimat, in Salzwasser gekocht. Zusammen mit Fleisch oder Gemüse kann daraus ein Eintopf gekocht werden.

Man sieht sich, man kennt sich, man spricht miteinander.

Fröhlich sitzt Stefanie an einem Sonntag mit Freunden am Wendebecken. Eben haben alle noch zu tun gehabt. Das Gelände sauber zu halten, das ist ihre Mission. Nun wird das Picknick rausgeholt und so sehe ich sie das erste Mal. Mit sanfter Stimme, aber selbstbewusst, sagt sie: Ja. Sie wird eine Geschichte erzählen. Ihre Geschichte von der Freundschaft zu Nora und deren kleiner Familie. Sie waren Nachbarn. Sie sind sich hier begegnet.

Beim Deutschlernen könne sie helfen.
Das war von Stefanie schnell gesagt. Es war ernst gemeint, doch ohne Erwartungen. Bekommen hat sie dafür viel. Gemeinsame Nachmittage, neue Erkenntnisse, Verständnis in Behördenangelegenheiten. Vor allem aber sind aus den Nachbarinnen Freundinnen geworden. Bis zum B1-Deutsch-Zertifikat hat sie helfen können. Das hat Nora inzwischen erreicht.

Es gibt Tee, als ich beide besuche.
Schwarzen Tee mit ein bisschen Zucker drin. Selbstverständlich. Wir sitzen in der fast leeren Wohnung, denn Nora und ihre Familie müssen umziehen. Vor fünf Jahren waren sie noch in der Unterkunft in Ohlsdorf, haben die ersten Ziele zum Ankommen in Deutschland gesetzt: Den Sprachkurs. Die Barmbeker Wohnung. Mit Stefanie kamen sie beim Spazieren im Viertel ins Gespräch.

Stefanie ist oft bei den Einsätzen am Wendebecken dabei.
Sie ist gern draußen, engagiert sich beim NABU praktisch vor der Haustür. Naturverbunden, soweit es in der Stadt geht. Das schätzt sie auch an Barmbek: die Nähe zum Stadtpark, zum Appelhoffweiher, zum Wendebecken und, dass Barmbek trotzdem super zentral liegt. Mit Menschen ist sie gern in Kontakt – in ihrer ruhigen zurückhaltenden Art.

Ihr Bild vom Stadtteil: nett, fair und in Ordnung.
Es müsste mehr Unterstützung geben, findet Stefanie. Viele Behördenthemen zu Noras Situation sind auch für sie neu. Sie liest sich ein. Auch über den Völkermord an Jesiden im Nordirak. Ein ganz neues Verständnis für Flucht und die Hintergründe dazu entsteht. Sie lernen alle gemeinsam.

Nora erzählt von Dialog in Deutsch,
sie versprüht so viel Freude. Sie erzählt, dass sie sich intensiv auf die Prüfung vorbereitet und gemeinsam die Grammatik-Regeln geübt haben. Dann blitzt ihr Ehrgeiz. In zwei bis drei Jahren, wenn ihr Söhnchen etwas größer ist, möchte sie arbeiten. Dafür möchte sie noch besser Deutsch sprechen. Besser hören, lesen und verstehen. Und eins nervt sie immer noch: „Wofür wird denn in der Prüfung abgefragt, ob ich ein kaputtes Spielplatzgerät korrekt melden kann?“

Die kleine Familie ist nun in einer anderen Stadt.
Sie wären gern in Hamburg geblieben, wenn sie eine Wohnung ohne Barrieren für Noras Mann Marwan gefunden hätten. Hier hatten sie Anschluss, hier kannten sie sich schon aus. Nachbarn sind sie nun nicht mehr, doch die Freundschaft zu Stefanie ist geblieben. Ein letztes gemeinsames Essen gab es noch, mit Kubbeh (Teigtaschen) und Dolma (gefüllte Weinblätter).

Und dazu Tee, schwarzer Tee mit ein bisschen Zucker drin. Selbstverständlich.