Barmbek – unaufgeregt!
Stefanie und Ingo sitzen an einem Juliabend in einem Barmbeker Hinterhof. Das Wetter ist lauschig. Hier steht eine Bank. Weißdornsträucher drumherum. Sie sind vor ein paar Jahren nach Barmbek gezogen. Erst Ingo, später kam Stefanie dazu.
Was macht Barmbek für Euch aus?
„Barmbek ist einfach entspannt. Ein bunt gemischter Stadtteil, kein anstrengendes Szeneviertel, alt, jung und verschiedene Kulturen leben ohne Stress zusammen. Alle lebenswichtigen Dinge für den normalen Alltag sind schnell erreichbar, wir fühlen uns wohl hier.
„Hörst Du? Das war der Grünfink. Der hat zwischen den Häusern hier sein Nest. Wenn man seinen Ruf erkennt, hört man ihn häufig.“
Was ist für Euch der schönste Platz in Barmbek?
„Das ist unser Balkon!“ Da blüht und summt es. Dort haben sie dafür gesorgt, dass naturnaher Lebensraum entsteht. Ziest, Lichtnelke, Glockenblumen, Blutweiderich, Kornblume, Küchenschelle, Bergminze, Dost, Salbei, Wiesenflockblume, Wiesen-Witwenblume. Es sprudelt aus Stefanie. Bis zu 80 verschiedene heimische Pflanzen finden sich auf ihrem kleinen Grünstück. Ein diverses Aufblühen, denn der Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleintiere ist Stück für Stück steiniger geworden. Jeder Balkon aber könnte zu neuer Vielfalt beitragen. Wer keinen Balkon hat, aber auf einen Innenhof schaut, kann mit seinem Vermieter sprechen, ob man sich gezielt um ein paar Pflanzen kümmern darf, so wie es Stefanie und Ingo gemacht haben. Die Weißdornbüsche neben der Bank z.B. wurden von ihnen gepflanzt.
Die verschiedenen Lebensräume ergeben ein Mosaik
Die beiden Barmbeker sind aktiv im Neuntöter - Verein für Forschung und Vielfalt e. V., sogar im Vorstand. „Schau, dort fliegt ein Mauersegler. Man kann ihn an seinen schrillen Rufen erkennen.“ Früher gab es mehr von ihnen. Doch wo sollen sie brüten, wenn die Fassaden gedämmt werden? Ohne, dass für einen entsprechenden Ausgleich gesorgt wird. Der Sitz des Vereins ist in Barmbek. Sie kümmern sich unter anderem um eine breite Aufklärung zu ihren Herzensangelegenheiten, wie den Hamburger Graugänsen, der Insekten- und Pflanzenvielfalt, Gebäudebrüter wie Mauersegler und Spatz, organisieren verschiedenste Arbeitseinsätze und betreuen eine 1,6 ha große Biotopfläche in Georgswerder.
Wenn das Bezirksamt Euch beiden eine Tasche voll Geld bringen würde, was würdet ihr tun?
„Die Hilfe für die Mauersegler fällt mir sofort ein oder den vielen anderen Brutvögeln und Insekten. Hier in Barmbek würden wir für eine andere Heckenstruktur sorgen. Mehr heimische und naturnahe Stauden und Sträucher pflanzen lassen. Und natürlich unseren Neuntöter ‒ Verein für Forschung und Vielfalt e. V. stärken. Der Verein ist frisch und jung und kann Unterstützung gebrauchen“
Aber das ist schon eine weitere Geschichte.
09.09.2024, E.R. (STR)
Hast Du Lust auf Dein eigenes Grünstück?
„Einfach machen. Anfangen, beobachten, ergänzen und anpassen.“ Das ist Stefanies Empfehlung. Ein paar Fragen sollte man sich dabei stellen: Was für ein Standort hat mein Balkon? Sonnig oder eher schattig? Einjährig oder mehrjährige Pflanzen? Brauch ich dafür nährstoffarme oder -reiche Erde? Wo gibt es torffreie Erde? Welche Blühfolge ergibt meine Auswahl? Woher bezieht man die Samen bzw. Pflanzen? Sind das zertifizierte Wildblumen? Gibt es Pflanzen-Tauschbörsen?
Und ganz wichtig, sind es heimische Wildblumen oder nur hübsch aussehende Exoten ohne Nährwert für unsere Insektenwelt?